Zahlreiche Events und Ausstellungen zeigen Geschichte zum Anfassen
Der Deutsche Bauernkrieg von 1524 bis 1525 war einer der größten Volksaufstände in der europäischen Geschichte vor der Französischen Revolution. Er wurde durch soziale, wirtschaftliche und religiöse Spannungen ausgelöst. Die Reformationsbewegung von Martin Luther auf der einen Seite und die Feudalherrschaft der Fürsten auf der anderen Seite führten zu diesem Krieg. Zu den vorrangigen Zielen der Aufständischen gehörten Burgen und Schlösser, hunderte davon wurden 1524/25 zerstört.
Entlang der Burgenstraße, die von Mannheim quer durch Süddeutschland bis nach Bayreuth führt, finden im Jubiläumsjahr zahlreiche Veranstaltungen zum Thema statt, darunter in Weinsberg, Sinsheim, Schwäbisch Hall und Heilbronn. Unter www.burgenstrasse.de sind alle Events aufgeführt. Mehrere Ausstellungen veranschaulichen die Geschehnisse der damaligen Zeit:
- In Rothenburg ob der Tauber zeigt das RothenburgMuseum unter dem Titel „Die Waffen einer Reichstadt“ noch bis Ende des Jahres die Waffen der Bauern, Städter und der adeligen Armee – nicht nur jene aus Eisen, sondern auch juristische, wirtschaftliche und politische Druckmittel.
- Im Deutschen Burgenmuseum auf der Veste Heldburg widmet sich bis zum 2. November die Sonderausstellung „Burgen im Bauernkrieg“. Warum wurden manche Burgen zerstört, andere nicht? Wer oder was entschied über den Wiederaufbau?
- Die Städtische Galerie im Alten Spital in Bad Wimpfen zeigt bis zum 7. September Werke des Künstlers Nik Golder. Seine Werke zeigen nicht nur inhaltlich wirklichkeitsnah gezeichneten Szenen – auch die Maltechniken hat der Künstler an die Renaissancezeit angepasst.
Die Ursachen des Bauernkriegs sind schnell erzählt: Die Bauern litten unter hohen Abgaben, Steuern und Frondiensten, die von Grundherren und Geistlichen verlangt wurden. Missernten und steigende Preise verschärften zudem ihre wirtschaftliche Not. Die feudale Ordnung führte zu einer starken Ungleichheit zwischen Bauern und Adel. Die Bauern forderten mehr Rechte und Freiheiten. Aus heutiger Sicht wenig erstaunlich: Die Leibeigenschaft wurde zunehmend als ungerecht empfunden.
Die Reformation, angeführt von Martin Luther, inspirierte die Bauern, die Bibel als Grundlage für soziale Gerechtigkeit zu interpretieren. Wortgewaltige Prediger wie Thomas Müntzer forderten radikale Veränderungen und sahen im Aufstand sogar einen göttlichen Auftrag.
Der Bauernkrieg begann im Sommer 1524 im Schwarzwald und breitete sich schnell auf Franken, Thüringen, Schwaben und Österreich aus. Die Bauern organisierten sich in sogenannten „Haufen“ und stellten Forderungen auf, die in Dokumenten wie den Zwölf Artikeln von Memmingen im März 1525 festgehalten wurden. Sie forderten konkret die Abschaffung der Leibeigenschaft, die Reduzierung von Abgaben und Frondiensten und das Recht, Pfarrer selbst zu wählen.
Die Schlachten waren unerbittlich. Während die Bauern oft genug nur mit einer Mistgabel bewaffnet waren, verfügten die Fürsten über professionelle Armeen, die mit ihren Schwertern und Streitäxten leichtes Spiel hatten. Schätzungsweise 100.000 Bauern verloren ihr Leben durch Kämpfe, Hinrichtungen oder Repressionen. Bis Ende 1525 wurden die meisten Aufstände niedergeschlagen. Bei der Schlacht bei Frankenhausen im Mai wurden die Bauern unter Thomas Müntzer von fürstlichen Truppen vernichtend geschlagen, Müntzer gefangen genommen und hingerichtet.
Nach dem blutig niedergeschlagenen Aufstand wurden die Bauern vielerorts noch stärker unterdrückt, und die Leibeigenschaft wurde weiter verschärft. Auch Martin Luther distanzierte sich von den Aufständen und verurteilte die Bauern in seiner Schrift „Wider die mörderischen, räuberischen Rotten der Bauern“. Dies führte zu einer Spaltung zwischen gemäßigten und radikalen Reformationsströmungen. Obwohl der Bauernkrieg kurzfristig scheiterte, beeinflusste er spätere Bewegungen für soziale Gerechtigkeit und die Abschaffung der Leibeigenschaft.
Vergebens war der Bauernkrieg dennoch nicht: Er war ein Ausdruck tiefgreifender sozialer, wirtschaftlicher und religiöser Spannungen im frühneuzeitlichen Deutschland. Trotz seines Scheiterns zeigte er die Bereitschaft der unterdrückten Bevölkerung, auch unter großen Opfern gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen. So hinterlässt er einen bleibenden Eindruck in der Geschichte. Die Forderungen der Bauern nach mehr Freiheit und Gerechtigkeit wurden allerdings erst Jahrhunderte später sukzessive erfüllt.